Freitag, 15. November 2024

Kommt der dritte Weltkrieg?

Die Einsicht

Dialogische Mitteilungen aus Wittenberg Nr. 54 aus 24 vom 5.10.2024

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Am 3.10.2024 fand in Berlin eine bundesweite Friedensdemonstration statt. Herr Dr. Rettler war mit einer kleinen Abordnung der DKP Wittenberg dabei. Wir sprachen mit Herrn Rettler über die Gefahr des dritten Weltkriegs.

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DieEinsicht: Herr Rettler, wieviel Teilnehmer hatte die Demonstration am 3.10.2024?

HerrRettler: Genaue Zahlen kenne ich nicht, ich schätze 30.000 bis 40.000 plus minus.

DieEinsicht: Das war doch ein gutes Ergebnis für die Friedensbewegung?

HerrRettler: Es hätte besser sein können, ja müssen. In den 80er Jahren sind in Bonn Hunderttausende gegen die Stationierung der NATO-Mittelstreckenraketen auf die Straße gegangen. Die reichten aber auch nicht, um die Stationierung der Raketen zu verhindern. Die Demo in Berlin wurde in den sogenannten Qualitätsmedien weitgehend totgeschwiegen.

DieEinsicht: Sehen Sie die Gefahr eines dritten Weltkrieges?

HerrRettler: Zu meinem größten Bedauern muss ich sagen, ja. Ich fange mal mit dem Ukraine-Krieg an. Die USA und die Natostaaten haben für zig-Milliarden Waffen in die Ukraine geschickt, trotzdem befindet sich die Ukraine derzeit auf dem Rückzug.

DieEinsicht: Mal ganz ohne Parteinahme für eine der beiden Seiten gefragt: Wäre es nicht das Beste, wenn Russland gewinnen würde, weil dann wenigstens Frieden wäre?

HerrRettler: Umgekehrt könnte man fragen, ob es aus den genannten Gründen nicht das Beste wäre, wenn die Ukraine gewinnen würde? Das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber unrealistischer als ein Sieg Russlands.

DieEinsicht: Inwiefern könnte dieser die Gefahr eines dritten Weltkriegs erhöhen?

HerrRettler: Es ist schwer vorstellbar, dass die imperialistischen Staaten, die USA und die NATO, sich mit einem Sieg Russlands abfinden könnten. Obwohl diese Staaten nach meiner Rechtsauffassung bereits heute Kriegsparteien sind, könnten sie Russland offiziell den Krieg erklären und eigene Truppen nach Russland schicken. Das wäre dann schon der dritte Weltkrieg.

DieEinsicht: Welche Rolle spielt dabei der Nah-Ost-Konflikt? 

HerrRettler: Die daraus resultierende Gefahr für den dritten Weltkrieg beschleunigt sich exponentiell. Israel führt Kriege in Gaza, jetzt auch im Libanon und in Syrien und neuestens gegen den Iran. Beide Konfliktherde drohen zusammenzufließen.

DieEinsicht: Warum gehen in Deutschland so wenig Menschen gegen den Krieg auf die Straße?

HerrRettler: Offenbar ist eine Mehrheit der Meinung, dass sie das nicht betrifft, weil eine Weltkriegsgefahr nicht besteht oder ein Weltkrieg spurlos an Deutschland vorbeigehen würde. Eine solche Haltung ist grob unethisch. Ein Krieg, auch wenn er in einem anderen Land stattfindet, darf keinem Menschen egal sein. Ich fühle mich da an das St.-Florians-Prinzip erinnert: „Heiliger St. Florian, verschon mein Haus, zünd andre an“. Außerdem ist es nicht ausgemacht, dass ein dritter Weltkrieg um Deutschland einen Bogen machen wird.

DieEinsicht: Wie könnte man Menschen bewegen, sich gegen den Krieg zu engagieren?

HerrRettler: Vielleicht indem man ihnen erklärt, wie hoch die Weltkriegsgefahr mittlerweile gewachsen ist. Möglicherweise entwickeln sie daraus die gerechtfertigte Angst, aus der Widerstand erwachsen könnte.

DieEinsicht: Herr Rettler, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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