Dialogische Mitteilungen aus Wittenberg Nr. 40 vom 16.78.2024
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Herr Steinmeier hat kürzlich von „unsere Demokratie“ gesprochen. Dieser aus nur zwei Wörtern bestehende Ausdruck gibt Anlass zu verblüffenden Überlegungen. Die Einsicht sprach darüber mit Herrn Prof. Dr. phil. Emil Großhans, emeritierter Professor für Linguistik an der Ruhr-Universität Bochum.
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Die Einsicht: Herr Großhans, was ist denn an dem Ausdruck „unsere Demokratie“ verblüffend?
Herr Großhans: Bei genauem Hinsehen fällt auf, dass beide Wörter Homonyme sind.
Die Einsicht: Die Einsicht hat sich bereits mit dem Homonym befasst, zuletzt am 27.5.2024. Trotzdem bitten wir um kurze Erläuterung, weil viele unserer Leser vielleicht nicht behalten haben, was damit gemeint ist.
Herr Großhans: Ein Homonym ist ein Wort mit mehreren Bedeutungen, zum Beispiel „Leiter“
Die Einsicht: Und inwiefern soll „unsere“ bzw. „uns“ mehrere Bedeutungen haben.
Herr Großhans: Da gibt es doch den Pluralis Majestatis, Plural der Majestität: „Wir Wilhelm von Gottes Gnaden“. Der deutsche Kaiser sprach über sich nicht mit „ich“, sondern mit „wir“.
Die Einsicht: Hat Herr Steinmeier mit dem diskutierten Ausdruck „meine Demokratie“ gemeint?
Herr Großhans: Wohl nicht, das wäre von der Öffentlichkeit auch nicht gut aufgenommen worden. Er meinte offenbar sich und diejenigen, die mit den Verhältnissen in Deutschland zufrieden sind, wohl nicht alle Bundesbürger, insbesondere nicht die Kommunisten und ihre Anhänger.
Die Einsicht: Und warum ist der Ausdruck „Demokratie“ ein Homonym.
Herr Großhans: In der Einsicht von gestern haben Sie doch dargelegt, dass die repräsentative Demokratie eine kapitalistische Elitendemokratie ist, nämlich die Verwaltung einer dummen Mehrheit durch eine Minderheit von Weisen. Das hat mit „Volksherrschaft“, dem Wortsinn vom „Demokratie“, nichts zu tun. Wenn Herr Steinmeier von „unsere Demokratie“ spricht, dann kann das so interpretiert werden, dass er als führendes Mitglied der Elite dieses Landes die Herrschaft der Elite über das Volk meint.
Die Einsicht: HerrGroßhans, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Gespräche und Kommentare nach der Devise: "Der Kampf um die Befreiung der Menschen ist ein Kampf um die Herstellung vernunftgeleiteter Selbstbestimmung" (H. H. Holz)
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