Montag, 15. Januar 2024

Für das vernünftige Leben

Dialogische Mitteilungen aus Wittenberg Nr. 6 aus 24  vom 15.1.2024

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Gespräch mit Heinz Weber, Torgau

Seid dem Frühjahr 2023 verwenden Kommunisten aus Sachsen und Thüringen die Grußformel „Für das vernünftige Leben“. Darüber, was damit bezweckt ist, sprach die Einsicht mit Herrn Weber. (Name von der Redaktion geändert)

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Die Einsicht: Herr Weber, wie dürfen wir die Grußformel „Für das vernünftige Leben“ verstehen?

Herr Weber: Wir Kommunisten treten für eine Gesellschaft ein, in der alle Menschen ein vernunftorientiertes Leben führen können.

Die Einsicht: Was hat die Formel mit dem Satz von Hans Heinz Holz, der über jeder Einsicht steht, zu tun?

Herr Weber: Inhaltlich sehr viel. Die Übereinstimmung ist aber zufällig.

Die Einsicht: Ja, die Einsicht gab es schon ein paarmal in den Nuller Jahren, da stand immer in der Kopfzeile der Satz, dass der Kampf um die Befreiung des Menschen in Kampf um die Herstellung vernunftgeleiteter Selbstbestimmung ist.

Herr Weber: Von dieser Einsicht wussten wir nichts.

Die Einsicht: Wo ist ein vernünftiges Leben möglich?

Herr Weber: In einer Gesellschaft, in der Frieden herrscht, alle Menschen Arbeit haben, wo die Wohnungsnot beseitigt ist und somit keine Obdachlosigkeit herrscht, wo die Medien ihre Aufgabe darin sehen, die Bevölkerung sachlich zu informieren anstatt zu manipulieren. Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der man solidarisch oder, wie es die Christen formulieren, nach dem Gebot der Nächstenliebe leben kann.

Die Einsicht: Schwebt Ihnen da die DDR vor?

Herr Weber: Durchaus, aber dass die von mir genannten Punkte in der DDR verwirklicht waren, das versucht man heute aus dem Bewusstsein der Menschen zu verdrängen, indem man so tut, als hätte die DDR nur als „Stasi“, was schon ein pejoratives Kürzel (Wort mit herabsetzender Nebenbedeutung) ist, bestanden. Ich will das Ministerium für Staatssicherheit nicht in den Himmel heben, aber die totale Verteufelung der DDR entbehrt jeder Grundlage.

Die Einsicht: Gibt es denn ein vernünftiges Leben im Kapitalismus?

Herr Weber: Die ökonomischen Gesetze des Kapitalismus verlangen von den Menschen, sich egoistisch zu verhalten, um nicht selbst unterzugehen. Dieses Verhalten könnte man als pseudovernünftig bezeichnen. Es ist die Vernunft des Kapitalisten, der seine Arbeiter ausbeuten und seine Konkurrenten kaputt machen will. Die ökonomischen Gesetzte zwingen die Menschen, sich unmoralisch zu verhalten.

Die Einsicht: Ist also ein vernünftiges Leben im Kapitalismus unmöglich?

Herr Weber: Kommunist zu sein, ist schwierig. Mit Nachteilen muss man immer rechnen. Dieser Druck kann zu selbst auferlegten Beschränkungen führen. Wenn man es aber schafft, nach dem Satz, wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt, zu leben, der nimmt auch durch den antikommunistischen Druck keinen Schaden. In der aktuellen Situation des staatsmonopolistischen Systems mit dem reaktionär-militaristischen Staatsumbau stehen wir für die Einhaltung der UN-Charta, welche 193 Staaten unterschrieben haben, und die in der jetzigen Zeit vor allem von den ab 1.1.2024 zehn BRICS Staaten eingefordert wird. Wir stehen für den Kampf um umfassende gesellschaftliche demokratische Rechte und Freiheiten, für grundlegende Veränderungen des Gesellschaftssystems, für eine Gesellschaft ohne Repressionen, Unterdrückung und Ausbeutung,

Die Einsicht: Herr Weber, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Herr Weber: Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mir die Gelegenheit gegeben haben, Ihnen unsere Positionen darzulegen.

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